Holznutzung und Naturschutz – Teil 1
Das Thema Klimaschutz und CO2-Speicherung im Wald macht den Auftakt unserer Serie an Blogbeiträgen rund um Holznutzung und Naturschutz. Denn darüber gibt es einiges zu erzählen. Sind Holznutzung und Naturschutz nicht Dinge, die einander ausschließen? Wäre es nicht besser für die Natur und das Klima, wenn das Holz im Wald stehen bleibt, anstatt daraus Produkte zu machen? Auch auf fachlicher Ebene werden derartige Fragen immer wieder diskutiert. Dabei geht es um die CO2-Speicherung im Wald (im Holz sowie auch im Boden) und die natürliche Waldentwicklung und Artenvielfalt. In Bezug auf die CO2-Speicherung im Wald gibt es nun eine belastbare Studie.
Forschung zur Bedeutung des Waldes als CO2-Speicher
Bisher war die Bedeutung von unbewirtschafteten Wäldern als Kohlenstoffsenke und -speicher zur Abschwächung des Klimawandels nicht eindeutig geklärt. Es stellte sich immer wieder die Frage, ob alte Wälder im Sinne des Klimaschutzes wertvoller sind. Was bedeuten würde, es müssten mehr Wälder aus der Nutzung genommen werden. Das Waldklimafondsprojekt „natWald100“ stellte hierzu Untersuchungen an. Das Projektteam wird durch die Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und für Umwelt, Naturschutz nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert. Im Mai 2023 veröffentlichte es die ersten Ergebnisse.
Vergleich alter und neuer Wälder
Insgesamt 64 unbewirtschaftete Buchenwälder mit gleichaltrigem Bestand hinsichtlich ihrer Kohlenstoffbilanz wurden von Wissenschaftlern der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt, der Universität Göttingen und der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft untersucht. In der Forschung wurden Wälder unterschiedlichen Alters (65-261 Jahre) und Zeitraumes seit Aufgabe der Bewirtschaftung (0-68 Jahre) betrachtet. Darüber hinaus wurden fünf Standorte untersucht, die seit über 100 Jahren nicht mehr bewirtschaftet werden.
Das Forschungsergebnis ergab einen positiven Effekt für den Kohlenstoffspeicher in der oberirdischen lebenden und toten Biomasse bis zu 50 Jahre nach der Beendigung der Bewirtschaftung. Auch unterirdisch nehmen die lebende Biomasse und damit auch der Kohlenstoffspeicher mit der Zeit ebenfalls zu, die tote Biomasse verringert sich allerdings.
Mehr tote Biomasse in alten Wälder
Buchenbestände, die seit über 100 Jahren nicht mehr bewirtschaftet werden, verfügen über einen vergleichbaren Gesamtkohlenstoffspeicher wie die 50 Jahre nicht bewirtschafteten Bestände. Jedoch enthalten sie erheblich größere Mengen an Totholz und weniger lebende Biomasse.
Fazit: Wälder, die nicht oder nicht mehr bewirtschaftet werden, sind sich selbst überlassen. Das bedeutet zum Einen freie Entfaltung des Baumbestandes und der Arten, zum Anderen nach einer gewissen Zeit immer weniger CO2-Speicherung. Denn sobald die Bäume sterben, wird das CO2 wieder freigesetzt. Deswegen müssten im Sinne der notwendigen CO2-Speicherung wieder neue, junge Bäume gepflanzt werden. Junge Bäume können sogar verhältnismäßig mehr CO2 speichern, da sie vitaler sind (ähnlich wie Kinder, die einen viel höheren Grundumsatz haben als Erwachsene). Wenn Holz für die Produktion eingeschlagen wird, werden dafür neue Bäume angepflanzt und die Wälder erhalten – das ist im Gesetz zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft (Bundeswaldgesetz BWaldG) seit 1975 geregelt. Auf dieser gesetzlichen Basis haben sich zahlreiche Standards entwickelt. Gleichzeitig bleibt das CO2 in allen Holzprodukten gebunden, solange sie genutzt werden.
Quellen: HPE – Deutsche Waldtage; BMEL, Hintergrundinformationen zu den DWT 2023
Siehe auch HPE Website: Ökobilanz (hpe.de) Den Flyer können Sie beim HPE erhalten.